Antibiotika richtig einnehmen

Antibiotika niemals:

Der Zeitplan und die Dosierung müssen genau eingehalten werden, sonst entwickeln sich Resistenzen.

Antibiotika richtig einnehmen
Antibiotika können Leben retten. Aber die chemischen Bakterienkiller haben auch Nachteile: ihre Einnahme kann zu unangenehmen Nebenwirkungen führen.
Bakterien verdienen Respekt. Die zähen und flexiblen Verwandlungskünstler bevölkern unseren Planeten seit vielen 100 Millionen Jahren. Auch dem Biotop Mensch haben sich die Mikroben optimal angepasst: sei es als lebensnotwendige Helfer im Darm oder als gefährliche Krankheitserreger. Gegen letztere fanden die Menschen jahrhundertelang kaum ein Mittel. Erst mit der Entwicklung moderner Antibiotika bekamen Mediziner wirksame Waffen in die Hand.

Ein Pilz als Helfer
1922 entdeckte der Arzt Alexander Fleming das erste Antibiotikum. Per Zufall: der Wissenschaftler beobachtete, dass ein bestimmter Pilz in der Lage war, Bakterien in seiner Umgebung abzutöten. Dieser Pilz hieß "Penicillium notatum" - daher der Name Penicillin. Heute gibt es neben diesem berühmten Antibiotikum noch viele andere Wirkstoffe, die gefährliche Bakterien in Schach halten können und uns dabei helfen, Krankheiten wie Mittelohrentzündung, Blasen- und Niereninfektion, Scharlach, Lungenentzündung oder Blutvergiftung zu besiegen.

Kein Unterschied zwischen Freund und Feind
Allerdings enthalten viele Antibiotika unerfreuliche Nebenwirkungen. Denn sie bekämpfen nicht nur die feindlichen Bakterien, sondern leider auch die freundlichen - und bringen so zum Beispiel die Darmflora durcheinander. Vor allem Breitband-Antibiotika vernichten viele der nützlichen Darmbewohner. Dadurch entstehen Lücken, in denen sich andere Mikroorganismen oder Pilze ausbreiten können. Nicht selten führt das zu Durchfall: jeder fünfte bis zehnte der mit einem Antibiotikum behandelten Patienten leidet darunter.
Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Patienten mit Magen-Darm-Erkrankungen, Diabetes oder einem geschwächten Immunsystem. Falls es bei der Einnahme zu einem Durchfall kommt, sollten Sie unbedingt ihren Arzt aufsuchen. Nur er kann entscheiden, ob Sie das Medikament weiter einnehmen können. Einem Durchfall können Sie auch vorbeugen, indem sie zusätzlich zum Antibiotikum medizinische Hefe einnehmen. Durch die Hefe kommt es wesentlich seltener zu Irritationen des Darms. Diese Ergänzung empfiehlt sich besonders für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem.

Antibiotika verlieren ihre Wirkung
Setzen Sie ein Antibiotikum niemals auf eigene Faust vorzeitig ab!
Falls noch einige Krankheitserreger die Attacke überlebt haben, könnten diese dann resistent gegen das Mittel werden!
Ein Umstand, der Wissenschaftler zunehmend alarmiert: in den letzten Jahren zeigen sich immer mehr Bakterien selbst beim Einsatz der härtesten Antibiotika gänzlich unbeeindruckt. Gegen bestimmte Infektionskrankheiten droht die bisher schärfste Waffe der Mediziner stumpf zu werden. Amerikanische Forscher untersuchten Patienten mit Lungenentzündung - Erreger dieser gefährlichen Krankheit sind so genannte Streptokokken. Innerhalb von nur drei Jahren stieg der Anteil der Streptokokken, die gegen drei oder mehr Antibiotika resistent waren, von 9 auf 14 Prozent.
Experten sehen im Wesentlichen zwei Ursachen für diese bedrohliche Entwicklung: zum einen werden Antibiotika noch immer zu häufig verordnet. Ihr Einsatz soll sich jedoch auf das wirklich notwendige Maß beschränken. Zum anderen dienen Antibiotika nach wie vor in großen Mengen als Masthilfe im Tierfutter. So werden in unseren Ställen resistente Bakterien regelrecht herangezüchtet.

Fieberhafte Suche
Inzwischen befinden sich die Forscher fieberhaft auf der Suche nach neuen Arzneimitteln, an die sich noch kein Bakterium gewöhnen konnte. Große Hoffnung setzen die Wissenschaftler dabei auf Viren. Diese winzigen Krankheitserreger können nicht nur menschliche Zellen erobern und zerstören, sondern z.B. auch die Zellwand von Streptokokken zerschneiden. Die Viren benutzen dazu ein bestimmtes Enzym. Amerikanische Forscher stellten jüngst fest, dass schon geringste Mengen dieses Enzyms ausreichen, um eine ganze Streptokokken-Kultur innerhalb von 5 Sekunden abzutöten.

(Wissenschaft und Forschung W-A 9/2001)